Freitag, 3. April 2020

Seit mehr als 2 Wochen..................




...............beschäftige ich mich tatsächlich mit nichts anderem mehr............ als mit der nun so wichtigen 
GESICHTSVERHÜLLUNG
darüber hab ich sogar das Bloggen hier komplett vergessen............



Angefangen hatte alles mit dem lapidaren Satz meiner Freundin: Jacqui, es ist eine Katastrophe - schau mal auf die Seite der Beelitzer Kliniken - die sind so verzweifelt, dass sie jetzt öffentlich um das Nähen von Masken bitten.
Natürlich bin ich auf die Seite gegangen und mir lief es kalt den Rücken runter. Man erkannte die Verzweiflung aus jeder einzelnen Zeile.
ICH MACHE MIT - eine andere Reaktion konnte es doch garnicht geben............
Na, und dann kam eins zum anderen - ich schaute, welche Masken man denn nähen kann - welche Vor- und Nachteile die einzelnen Varianten hatten. Und zu dem Zeitpunkt gab es auch noch kaum Anleitungen im Netz zu finden.
Also fing ich an zu experimentieren - im Kopf immer die Form der OP-Masken, die ja wohl jeder von uns kennt. Und sollte sie auch leicht anzulegen sein. Ich überlegte, wie es mir angenehm wäre. Es sollte ja auch nach Möglichkeit eine Universalgröße werden und ein paar Stunden später waren die ersten Varianten fertig.
Wer mir auf Insta oder FB folgt, hat es mitverfolgen können.
Und plötzlich stand ich vor einem neuen Problem - wir hatten hier kaum "moderne" Materialien. Grad mal dieser Kinderstoff fiel mir erstmal spontan ein. 
 
 

Und solche Mengen an Gummiband oder Nahtband oder auch Köper - nein, woher sollte ich die haben.
Also ran ans Netz - nach all dem gesucht, was man / Frau so brauchen würde und ich schlug fast hinten über - die PREISE .............. stiegen fast stündlich und mindestens genauso schnell sanken die verfügbaren Mengen.
Ich bestellte und bestellte, es war ja klar, dass MENGEN gebraucht werden.

 

Einige Händler lieferten bereits innerhalb weniger als 48 Stunden / am Dienstag - Hut ab ................... andere GARNICHT - stornierten Aufträge, um das Material gleich wieder teuerer ins Netz zu stellen. Ein Heftchen Gummiband, was zu "normalen Zeiten" mal vielleicht 2 Euro gekostet hatte, war plötzlich wertvoll wie Goldstaub. Und selbst da noch nahmen die verfügbaren Mengen stündlich ab.
Es gab keine Plattform, die ich nicht abgeklappert hab.
Im Witz hab ich heute zum Helden gesagt: die Materialien sind jetzt wertvoller als Aktien - diese Margen - unfaßbar...................
Ich bestellte eine bestimmte Sorte und bekam minderwertige Qualität geliefert.
Eigentlich lief es da schon im Kleinen ab, wie es jetzt im grossen Stil weltweit unter Regierungen abläuft - der Kampf der Masken / um das Material hatte begonnen.................... 



Aber Jammern half ja nichts. Ich stieg immer weiter in die "Materie" ein - es entwickelten sich ehrenamtliche Gruppen, wo Erfahrungen ausgetauscht wurden. Es war zum Gänsehaut kriegen, wie viele Menschen sich der "Bewegung" anschlossen - es war wie eine riesige Welle, die durchs Netz rollte. Ich war garnicht so alleine mit meinen Gedanken, wie man helfen könnte.
 

Denn eines war zu dem Zeitpunkt schon klar: WENN man die Gefahren nur ein klein wenig eindämmen wollte, ging der "Trend" zur eigenen Gesichtsverhüllung.
Problem aber: Krankenhäuser, Pflegeheime - überhaupt alle in den pflegenden Berufen standen plötzlich "nackig" da. Die Menschen an vorderster Front - die, die Gesellschaft am dringensten brauchte, hatten NICHTS - kein Krankenhaus der Welt (Pflegeheim, etc.) war darauf wirklich vorbereitet. Die Politiker belächelten es ja am Anfang eher, dass die Menschen begannen, sich selbst zu helfen - SIE hatten ja alles im Griff, sie wußten ja Bescheid, SIE hatten ihre Berater.................. klar, .................
Und so pendelte ich in den letzten Wochen nur zwischen der Nähmaschine, meiner treuen alten Hildegard, die tapfer schnurrte - manchmal auch quietschte und ächzte, dem Computer um irgendwie Materialien zu ordern und meinem Bett am Abend. In dieser Zeit entstanden Hunderte von Masken, die sich auf den Weg eben zu Krankenhäusern, Pflegeheimen, Menschen aus Risikogruppen, Tierärzte, Tierklinik usw. machten.



Auch einige meiner Kolleginnen machen mit - und das finde ich besonders klasse! Auch ihnen stand bzw. steht teilweise das Wasser bis zum Hals und trotzdem überlegten sie, wie man helfen kann. Wer eine Nähmaschine hatte, ratterte, bis die Maschinen qualmten. Es entstanden so sogar ganz herzliche Kontakte - eine schöne Erfahrung!



Irgendwann machte ich dann einen Aufruf in FB - mir gingen die Materialien aus - also Gummiband und Co. Die Lieferungen der Händler liessen auf sich warten. Und ich freute mich über jedes einzelne Meter an gespendetem Gummiband. Einige sehr wenige Kolleginnen, die selbst nicht nähten und einige private Menschen sprangen sofort herbei und schickten Briefchen mit Gummiband. Meine Freundin machte einen Aufruf via Whatsapp in ihren Gruppen und auch da kam einiges bei zusammen. 

 

In der ersten Zeit hab ich dann tatsächlich ausnahmslos unentgeldlich genäht etwa 350 Stück - und das bleibt auch so für alle an der "vordersten Front". 

 

Irgendwann nahmen dann auch die Anfragen zu, ob ich nicht auch bereit wäre, "normal" / für privat zu nähen - das sprengte dann unentgeldlich leider doch unseren Rahmen. 
Denn auch wir können nicht nur "von Luft und Liebe" leben. Und diese Entscheidung ist uns wirklich nicht leicht gefallen - es wurde ein Spagat zwischen Grundsätzen und Überleben. Und ich denke, wir haben einen guten "Mittelweg" gefunden.
Sogar eine "Männervariante" kam nun dazu, denn auch der Held wollte nicht mit Blümchen im Gesicht rumlaufen.



Und inzwischen werden die "Gesichtsverschönerer" auch fast schon "normal", denn eines ist klar: wenn sie uns selbst auch nicht schützen, schützen sie andere vor uns ein wenig. Und wenn jeder sie trägt, dann schützen wir uns alle gegenseitig. Und alles, was nur ein wenig dazu beiträgt, diese angsteinflößende Erkrankung in den Griff zu bekommen, sollte auch unternommen werden.



Für mich selbst finde ich die aktuellen Einschränkungen recht erträglich. Ich bin ohnehin die meiste Zeit hier bei uns auf dem Hof - schon wegen der Fellträger - aber wieviele Menschen sind jetzt wirklich in der Isolation. Ob sie nun zu den Riskogruppen gehören, selbst erkrankt sind, einfach vernünftig sind und nicht unnötig durch die Gegend spenstern, usw.
Und die aktuellen Nachrichten machen ja auch wenig Hoffnung, dass sich die Lage so schnell entspannen könnte - das "normale Leben" zurückkehren würde. Man kann nur hoffen, dass möglichst viele Menschen es halbwegs unbeschadet durchstehen können. So viele Selbtständige, die grad vor dem Nichts stehen, so viele Familien und vor allem Alleinerziehende, deren Nerven blank liegen, Familien, die tapfer die Trennung zu den Angehörigen einhalten................ eigentlich darf man darüber garnicht soviel nachdenken. Dieser kleine Virus hat es wirklich erreicht, unser aller Leben komplett auf den Kopf zu stellen. 



Und trotzdem dürfen wir alle den Mut nicht verlieren - ich denke, wir als Gesellschaft sind doch auf einem guten Weg. Inzwischen hat es auch "der Letzte" kapiert, dass, wenn alle sich ein wenig zurücknehmen, es auch allen wieder zugute kommt. Wenn man an die großen Wellen der Hilfsbereitschaft denkt - da werden Plattformen zur Nachbarschaftshilfe geründet, die Menschen wirken auch wieder achtsamer im Umgang mit den Mitmenschen. Wenn man jetzt mal von den Nudel- und Klopapier-Hamsterern absieht. Klar, es gibt auch die Verschwörungsanhänger, die immer wieder die Angst der Menschen zusätzlich schüren. Aber im großen und ganzen, finde ich, klappt alles inzwischen ganz gut.
Man darf vielleicht nicht vergessen: alle mussten sich erst in die neue Situation einfinden - wer gibt schon gerne lieb gewonnene Freiheiten auf, wie gerne würden wir alle wieder ausgelassen feiern. Oder auch nur die Famlie besuchen...............geschweige denn sie in den Arm zu nehmen. 
Woran ich auch lange nicht gedacht hab: die vielen Demenzkranken in den Pflegeheimen. Die begreifen garnicht, was da grad passiert - denen kann man es oft auch nicht erklären - welch eine Belastung für die Pfleger vor Ort. 
Da sollte es für uns Gesunde mal ein kleinstes "Übel" sein, sich "so ein Ding" ins Gesicht zu klemmen!



Und natürlich sind in solchen Zeiten auch die berühmten Kanalamöben nicht weit. Typen, die der Meinung sind, an der aktuellen Situation mitverdienen zu wollen, ohne selbst wirklich den Finer zu krümmen. Einige windige RAe und Abmahner, die den vielen Menschen, die angefangen haben, die vielen heiß ersehnten Masken zu nähen, ins Visier zu nehmen. Da durften / dürfen bestimmte Begriffe nicht mehr verwendet werden, weil dann eine Abmahnung drohen würde - wie krank ist das bitte in solch einer Situation. Ich möchte das jetzt auch nicht weiter ausführen, weil ich mich alleine dann schon mit einem Bein am Abmahnabgrund bewegen würde.................. Das sich solche Zecken überhaupt noch im Spiegel anschauen können...........
Aber wie immer, hat ja alles Traurige auch in diesem Fall ein Gutes -  und auch ein wenig Humor darf nicht fehlen: viele haben ihre sprachliche Kreativität spielen lassen und es sind herrliche Begriffe, die inzwischen im Netz kursieren - ob nun
Gesichtsgardine
Gesichtsverschönerer
#Facie
#facie2020
Mund-Nasen-Maske
Community-masken
Behelfsmaske 
Schnutendeckel
Mundbedeckung

die Liste kann unendlich verlängert werden. ................
Was mich SEHR berührt hat in der ganzen Zeit, war dann, wenn ein DANKE kam - ob nun "nur" in Worten oder sogar mit Bildern - stellvertetend dafür dieses geniale Foto von einem Teil der Belegschaft unserer Tierklinik, verhüllt mit unseren gespendeten Masken. Denn, wenn diese Menschen ausfallen - wohin wendet man sich dann mit seinem kranken Tier?



Ich weiß, es gibt so viele Menschen in der Bevölkerung, die unseren größten Respekt "verdienen", ob nun Busfahrer, alle im Verkauf, bei der Feuerwehr und Polizei, usw. - ein GROSSES DANKE an all diese Menschen, die alles am laufen halten! Sie alle sind die wahren Helden dieser Zeit!
Was aber auch nicht vergessen werden darf, was viele nicht auf "dem Schirm" haben, sind unseren vielen Tierheime und Tierschutzhöfe auch in unserem eigenen Land. Sie leben häufig von den Spenden der Menschen, die sie besuchen. Und diese Menschen kommen grad nicht mehr - so manches dieser Tíerheime kommt jetzt grad sehr in Bedrängnis. BITTE, wenn Ihr ein solches Tierheim oder Tierschutzhof in Eurer Gegend habt, schickt einfach eine Kleinigkeit an Futter oder auch Spenden. Vielleicht ruft Ihr sie sogar an und fragt, was sie grad besonders benötigen - sie und ihre Tiere werden es Euch mehr als nur danken! 



Aber unter dem Strich - ich bin ganz sicher, wir kriegen das alle hin - auch wenn wir einige Gewohnheiten werden ändern oder nach hinten schieben müssen. Laßt den Kopf nicht hängen und macht es Euch einfach Zuhause schön. Paßt auf Euch auf und vor allem: bleibt gesund! - Eure Jacqueline

9 Kommentare:

  1. Hallo liebe Princess,
    du bist wirklich ein wahrer Engel, so emsig bienenfleissig, das hast du echt genial gemeistert.
    Danke, bleib gesund.
    Deine Störche sind sicher auch schon wieder da?
    Die Natur kümmert sich nicht um das Virus, es grünt und blüht wie jedes Jahr.
    Gruss Conny

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  2. Danke fur die warmen Worte. Sara aus der Tschechischen Republiky

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  3. Grossartig, Jacqui, du hast meinen ganz grossen Respekt für diese Riesenarbeit, die du dir gemacht hast und wohl weiter noch tun wirst!
    Ich hasse ja diese Dinger (wir müssen sie den GANZEN Tag tragen, von morgens um 8 bis abends um 17 Uhr...), aber wenn man eines deiner Teile in diesen schönen Designs auf der Nase hat, dann versöhnt einem das wohl ein wenig! 😉
    Ich habe übrigens bereits an 2 Tierschutzorganisationen gespendet die um Hilfe gebeten haben, weil ihnen nun ein Teil der Unterstützung wegbricht. Ich darf gar nicht dran denken, was für Probleme sich da jetzt auftun......
    Ansonsten arrangiere ich mich mit den Tagen jetzt sehr gut- allerdings bin ich ja auch ziemlich privilegiert: ich hab noch Arbeit, ich kann meine felligen Freunde betreuen, ich bin (zumindest noch) gesund. Was will man denn mehr??
    Ich wünsch dir viel Elan weiterhin beim Nähen, bleibt gesund, und merci nochmal für deinen Effort!
    Ganz herzliche Grüsse!

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  4. ...ach, und PS: Ich finde es einfach unverständlich, wie man jetzt so gewissenlos sein und die Notlage anderer so schamlos ausnützen kann! Da sollte man tatsächlich die gesetzliche Basis schaffen, um solche Menschen bestrafen zu können- falls es die nicht schon gibt.
    Angesichts des Verhaltens, das nun einige an den Tag legen, fehlen einem einfach oft die Worte.....

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  5. Jacqui, Du bist ein wahrer Engel, und das sitzt, der Held beweist es, das ist grandios genäht. Dein Können fliest nun in Atemschutzmasken, wer hätte das je gedacht... und natürlich auch noch so wunderschön! Meine Gummibänder sind bereits ebenso restlos vernäht für Masken, sonst hätte ich Dir was geschickt.
    Die Natur um Dich soll Dir alle Kraft des Frühlings schenken, lass Dich drücken, Deine Méa

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  6. D a n k e D a n k e D a n k e !!!
    Wir in den Krankenhäuser wissen dieses Engagement sehr zu schätzen. Das es da draußen Menschen wie dich gibt, pusht uns alle in diesen schweren Tagen!
    Alles alles Liebe, bleib gesund. Dicke Umarmung aus der Ferne, ist zu meinem Glück erlaubt ;-* dein Meisje

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  7. Respekt ..
    da hast du wirklich etwas auf die Beine gestellt
    und gut sehen deine Masken auch noch aus
    kleiner Tipp
    wenn kein Gummiband mehr vorhanden ist nimm Schrägband
    das dehnt sich und kann hinten am Kopf gebunden werden
    alles gute für euch
    Rosi

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  8. Ich bin eine stille Mitleserin aber nun wird es Zeit einmal laut zu sein und zwar ganz laut zu sagen:Dankeschön! ❤️

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