Es gibt so Momente, die lösen viel mehr aus, als man im ersten Moment erwartet. Oder treffen einen die Ereignisse / Vorkommnisse einfach nur "auf dem falschen Fuß"?
Ist man in solchen Momenten einfach nur empfindlicher als sonst ?
Ich weiß es nicht - aber es rumort in mir - auch wenn der Text mit schönen Bildern unserer ellträger unterlegt ist. Denn manches mal bin ich geneigt, die Menschen zu vertsehen, die sagen: echte Freundschaft, Ehrlichkeit und Loyaliät gibt es nur mit Tieren.....................
Ich weiß ja selbst, wenn man ein Medium nutzt, dann kann es positive und negative Nebenwirkungen geben - es gibt nicht das Eine ohne das Andere. Erst recht nicht, wenn es um Menschen geht. Und bis heute bin ich davon überzeugt, dass das Netz eigentlich nur ein "Spiegelbild" des realen Lebens ist. Ich vergleiche das Netz gerne mit einem Dorf oder einem Hochhaus.
Wenn man in einem Dorf oder Hochhaus lebt, dann mag man auch nicht immer jeden, dann kennt man auch nicht jeden persönlich. Aber jeder redet mit irgendwem über irgendjemanden. Man lebt in einer Art "Mikrokosmos". In seiner kleinen heilen Welt. Und lernt ziemlich schnell: die Welt ist auch im kleinen Mikrokosmos nicht immer nur heile.
Man geht miteinander um. Und da kommen dann in meinen Augen die berühmten "Werte" ins Spiel:
Was sind unsere Werte? Wie leben wir unsere Werte? Diese Frage stellt sich dann ziemlich schnell!
Werte sind eigentlich das, was man mit der "Muttermilch" mitbekommen sollte. Werte ist das, was einem die Eltern vorleben und die Umwelteinflüsse kommen mit der Zeit dazu. Werte verändern sich auch mit den Jahren und verändernauch einen Menschen, je älter er wird. Entweder, man festigt seine Werte, weil sie einem eine Richtschnur fürs Leben geben, oder tauscht sie gegen andere Werte aus, weil die könnten ja einfacher sein, zu leben.
Früher galt eine geschiedene Frau als "unanständig" - heute völlig normal.
Früher galt ein uneheliches Kind als "Bastard" - heute völlig normal.
Früher galt ein guten Tag, ein Aufwiedersehen, vernünftiges Benehmen oder gar Rücksicht und Mitgefühl zum "guten Ton" - heute garnicht mehr so "normal".
Es kommen Leute in einen Laden (da rede ich NICHT von meinen Kunden!!!), kein Gruß, keine nette Geste, kein Bitte und erst recht kein Danke. Die Kassierer(in) wird beim Bezahlvorgang nichtmal eine Blickes gewürdigt, weil man ja grad so beschäftigt auf sein Handy schauen muss - früher nannte man sowas: sein Gegenüber mit Respekt behandeln. Ein Beispiel von vielen.
Und all das wird ja auch unserer berühmten Jugend vorgelebt. Eltern schieben die Wagen, die Kinder den Eltern zugewandt im Wagen, starren die Eltern nur noch aufs Smartphone. Wie sollen Kinder da bitte lernen, dass man von Angesicht zu Angesicht miteinanderumgehen sollte. Dass man miteinander reden sollte. Dass es noch eine andere Welt als das Netz gibt.
Nunja, wir werden sehen, wie sich das weiterentwickelt.
Denn heutzutage ist es ja schon "Luxus", wenn man nicht 24/7 im Netz verfügbar ist.
Was mich aber immer wieder entsetzt und woran ich mich niemals gewöhnen werde, ist, wenn der Ton im Netz und auch die Umgangsformen immer roher werden.
Ja, wir wundern uns, dass Menschen im Netz andere in die Verzweiflung treiben, wenn diverse Werte, die wir mal in unserer inzwischen recht fernen Kindheit gelernt haben, plötzlich nichts mehr gelten.
Egal, ob Vertrauen, Freundschaft, Loyalität, Unrechtsbewußtsein oder gar Ehrlichkeit - Werte, die mit die Grundpfeiler einer Gesellschaft sein sollten - Werte, ohne die eine Gesellschaft über kurz oder lang völlig verrohen wird.
Nun könnte man natürlich sagen: na, das funktioniert doch nichtmal im wahren Leben - warum soll es im Netz funktionieren?
Ich denke aber: im Netz fehlt ein entscheidendes Element: das Angesicht!
Wenn ich im wahren Leben lüge, betrüge, stehle, jemand anderen verletze, dann muss ich dem Menschen irgendwann vielleicht wieder mal unter die Augen treten - da gibt es auch Instanzen, an die ich mich wenden kann (ob sie funktionieren steht natürlich auch auf einem anderen Blatt). Da gibt es auch die Gemeinschaft, die im besten Fall den, der aus der Reihe tanzt, "abstraft". Das kennen wir alle noch vom Schulhof: einem wird Unrecht getan und die anderen schliessen den Kreis um ihn und schützen ihn vor dem Unrecht - so hab ich es zumindest in der Kindheit erlebt - heutzutage würde man sowas Zivilcourage nennen. Die ist heutzutage so selten geworden, dass teilweise sogar Verdienstorden vergeben werden dafür - was ich übrigens richtig finde, weil sie solch ein menschliches Verhalten wieder ins Bewußtsein der Menschen rufen. Und diese Werte gibt es in nahezu allen Kulturen - also nicht nur bei uns!
Wenn ich all das im Netz treibe, dann kann ich mich hinter einem hübschen Avatar verstecken, hab im Zweifel einen falschen und verfälschten Namen - ich kann mit verschlossenem Visier agieren - ich als Person werde unsichtbar.
Besonders perfide wird es, wenn das Verhalten nicht nur 2 einzelne Individuen betrifft (wie anders soll man einen anonymen Avatar sonst nennen), sondern mehrere Menschen. In dem Moment kommt dann auch noch die berühmte "Freundschaft" dazu.
Wahre Freundschaft im wahren Leben ist schon nicht leicht aufzubauen oder gar zu hegen und zu pflegen. Freundschaft ist schwere Arbeit, wenn sie halten soll - sie basiert auf Vertrauen. Und wie heißt es auch so schön: Vertrauen muss man sich erarbeiten.
Im Netz ist inzwischen Vertrauen zu einer sehr inflationären "Ware" verkommen. Sie wird nach Zweck eingegangen - alle Ameisenbeobachter wollen sich vernetzen und gehen dann "Freundschaften" ein - ist jetzt nur ein neutrales Beispiel (ich zumindest keine keinen einzigen Ameisenbeobachter)! Und so zieht es sich durch alle Bereiche des Netzlebens und klar, es gibt wie im wahren Leben auch, "Cliquenwirtschaft", Bündnisse usw. Die sind ja auch garnicht verwerflich, solange man nicht bestimmte rote Linien überschreitet. Sie können ja auch wichtig sein, können den Einzelnen in einer Gruppe gemeinsam stark machen.
Es gibt auch die, die man ja auch im wahren Leben kennt: man lernt sie kennen, sie sind immer lieb, immer sanft, immer seicht. Man hat das Gefühl, dass einem solche Menschen guttun. Man fasst Vertrauen. Und das ist dann die Falle! Weil Menschen, die immer nur lieb sind, immer nur sanft sind - das sind die "every bodys darling", wo man sagt: die können doch keiner Fliege was zuleide tun. Nun, das mag sein - aber es sind auch die, die immer den Weg des geringsten Widerstandes gehen - die immer sagen: da halte ich mich raus - die sagen: hach, ich kann mit Streit nicht umgehen - die sagen: ist doch nur das Netz....................... bedeutet doch unter dem Strich: genau diese Menschen, die auf den ersten Blick so "lieb" sind, sind doch die, die Beschiss, Betrug, Unehrlichkeit, Anstand, usw. mit Füßen treten, weil sie eben keine roten Linien ziehen oder gar rote Linien (im Netz) "leben"- weil: es ist doch nur das Netz (eine herrlich bequeme Ausrede). Aber wenn das das Netz ist, was ist dann noch eine Freundschaft wert? Ist sie zu einem Wegwerfartikel geworden, wie ein T-Shirt für 3 Euro, dass nach der 2. Wäsche auseinander fällt?
Kann man nicht auch ein "guter Mensch" sein, wenn man seine Meinung sagt, wenn man Recht von Unrecht trennt? Kann man nicht auch ein "guter Mensch" sein, wenn man an Werten festhält, sie verteidigt, ihnen wieder Raum gibt und es anderen Menschen vorlebt? Wenn man sich vor oder an die Seite von Menschen stellt und überschreiten von roten Linien anprangert?
aber stimmt ja, man kann weitersrollen - aus den Augen aus dem Sinn. Man hat sich ja positioniert, mit Daumen hoch, Herzchen oder gar einem weinenden Smiley. Kostet ja nichts - nicht mal seinen "guten Ruf".
Wenn ich mir das Netz heute so anschaue, halte ich es menschlich gesehen für einen der gefährlichsten Orte der Welt - ein Ort ohne Regeln. Ein Ort, an dem sich Menschen alles erlauben (können). Verhalten erlauben, die sich vermutlich im wahren Leben dann auch fortführen. Und dann brauchen wir uns wirklich nicht wundern, wenn diese berühmten "Werte" immer weiter zusammenschrumpfen.
Wenn nichtmal die Erwachsenen Gut und Böse mehr trennen können, Schein und Sein verschwimmt, wie sollen dann unsere Kinder oder gar Enkelkinder überhaupt noch Werte erlernen. Oder rede ich grad von den "Guten Werten", die untergehen und die "schlechten Werte" werden zu "guten Werten" sich dann verkehren?
Sollte das je endgültig passieren - na dann"gute Nacht"! - Eure Jacqueline