Montag, 22. Mai 2023

Sanya oder "es war einmal"

 Diesen sehr langen und "textlastigen" Post beginne ich diesmal mit "es war einmal" ......

 

...... eine kleine Hündin, die hatte einen "Kumpel" - und beide früher bestimmt auch ein Zuhause..........der Kumpel dieser kleinen Hündin wurde von einer innerhalb der 🇺🇦 aus Cherson geflüchteten Familie halb tot gefunden. Man hatte versucht, ihn auf offener Straße mit einem Schuß in den Kopf umzubringen - warum? weiß keiner...... Sie baten Jasmin Staab mit ihrem Adoptionszentrum im Nordwesten der Ukraine um Hilfe. Mason (der "Kumpel") kam in die Tierklinik und lange war nicht klar, ob er es schaffen würde. Es wurde ein kleines Wunder wahr in einem Land, daß teilweise in Trümmern liegt und die Menschen dort täglich unter "Alarm" stehen. Inzwischen lebt er in Deutschland und wird geliebt. Die Familie suchte die kleine Hündin, fand sie und nahm sie (gegen den Willen vom Hausbesitzer) auf und kümmerte sich rührend um sie. Niemand weiß, woher sie eigentlich kommen - eine Situation von vielen Hunden, die derzeit auf den Straßen der Ukraine leben. Manche sind bei Angriffen in Panik weggerannt - manche wurden "gezielt" von ihren Besitzern auf die Straße entlassen, in der Hoffnung, daß ihr Liebling überlebt. Man kann die Ukraine nicht mit anderen Ländern in Europa und deren Straßentierproblem vergleichen. In anderen Ländern wird einfch "entsorgt" was lästig wird - in diesem Land sehen aber Menschen darin, ihre Tiere frei zu lassen, die einzige Chance, daß sie überleben. So viele Tiere werden auch von ihren Besitzern mit Bildern und Plakaten gesucht................ soviel mal zur Situation im Land zur Zeit. So viele schimpfen hier in Deutschland: wie kann man sein Tier im Krieg aussetzen..........Wir hier im warmen, satten Deutschland mit sicherem Dach über dem Kopf können nicht ermessen, was für die Menschen und Tiere in dem Land grad passiert.............. Dann war klar, Jasmin Staab fährt wieder zu ihrer Station, nahm einige Hilfsgüter mit und wir sprachen drüber, ob wir sonst irgendwie helfen können. .............. ja, die kleine Hündin, die machte ihr Sorgen. Die Familie, die sich um sie kümmerte, aber selbst im eigenen Land auf der Flucht war, konnte sich um die kleine Hündin nicht weiter kümmern. Es mußte eine Lösung her. Das Adoptionszentrum ist übervoll und die kleine Hündin kein "klassischer Notfall" - zwei Möglichkeiten: zurück auf die Straße (alleine) oder raus und es wird ein gutes Zuhause für sie gesucht - nur wohin so lange mit ihr in Deutschland? Pflegestellen sind rar. Und wer nimmt dann einen Hund, der aktuell noch gegen Erichiolose und Babiose behandelt wird?......... ein paar Worte mit dem Helden und dann die Zusage: bring sie auf dem Rückweg bei uns vorbei - das wird gehen - es ist unser ALLERLETZTER NOT(Pflege)PLATZ. Wir müssen neben unserem Unternehmen auch für jeden Fellträger Zeit haben. Und auf Dauer eine Hündin, die, wenn sie ausbehandelt ist, noch locker 10-15 Jahre gesund leben kann, bei uns zu haben, macht eigentlich keinen "Sinn". Sinn meine ich: wir wollen eigentlich denen eine Chance geben, die sonst nirgends eine Chance bekommen - alt, krank oder sonstige "Malessen" (wie Angsthund (Vila) z.B.) haben...........und so kam die kleine Hündin SANYA (so war sie schon in der Ukraine getauft worden) mit Jasmin Staab nach 30 Stunden Fahrt bei uns am Samstag Abend hier an............. Ich habe selten vor einem Menschen so viel Respekt gehabt, wie vor Jasmin! So eine kleine zarte Person, die eine so imense Kraft ausstrahlt. Eine Frau, die all das Grauen seit mehr als einem Jahr sieht - die trotz des Krieges in das Land fährt. Sich um ihr Zentrum und die Menschen dort sorgt - die eigentlich schon wie eine "Ukrainerin" im Herzen ist. Die dieser Krieg zerreisst. Wir waren schwer beeindruckt von dieser jungen Frau! Sie kam zwar im Hellen bei uns abends an - aber als sie weiter fuhr, war es einfach zu spät, SANYA noch mit dem Rudel bekannt zu machen und sie brauchte auch erstmal Ruhe. 

 

Also hat der Held mit ihr die Nacht im "kleinen Haus" verbracht und ausgeruht am Sonntag früh haben wir begonnen, SANYA mit dem Rudel bekannt zu machen. Erst sind wir mit ihr und unseren "Zwillingen" Vila und Finchen spazieren gegangen. Da merkten wir schon, SANYA muss viel mit anderen Hunden erlebt haben. Eine sehr souveräne Hündin, die aber klar macht: komm nicht in meine Komfortzone, solange ich Dich nicht kenne...........danach zurück zum "kleinen Haus". Und bereits da zeigte sich: SANYA schaut genau, was die anderen Fellträger machen und lernte schnell: ich klebe an Frauchen, die macht das schon..........dann holte der Held den Jorgos - unseren stattlichen Rüden aus Griechenland und männlicher 4beiniger Chef im Rudel. Und zack, lag SANYA platt wie eine Flunder auf der Straße und wollte keinen Schritt mehr gehen - scheinbar ihre Strategie. Aber eine Situation, die nicht geht. Etwas Einfühlungsvermögen und etwas Konsequenz und sie glaubte mir, daß es ok ist, wenn wir die Runde mit Jorgos laufen (sie erstmal hinter ihm). Jorgos schnupperte an meiner Hand und nahm ihren Geruch auf und dann war alles ganz "easy". Er freute sich auf den Spaziergang und sie gewöhnte sich an Jorgos. Also zurück ins "kleine Haus"............Auch da normalisierte sich die Situation schnell 

 

und der Held holte unsere türkische Prinzessin YILDIZ - unsere absolute 4beinige Chefin hier. Das gleiche "Spiel" wie mit JORGOS und ein Spaziergang - aber bei ihr war SANYA nicht zu überzeugen........ ihr Knötern und Haare sträuben blieb.......... tja, was macht man da? Das Risiko war zu groß, daß Yildiz sie "maßregeln wüde". Also erstmal Yildiz wieder zurück und Klara und Findus geholt ins Haus - Sanya musste begreifen: viele Hunde sind nicht schlimm und geben auch Sicherheit und der Plan ging auf ....

 

....wir verbrachten so den restlichen Tag im "kleinen Haus" - verrichteten Alltägliches, damit Normalität für sie einkehrt. 

 

Abends dann ging es zurück zum Wohnhaus. Yildiz wurde erstmal ins "kleine Haus" umquartiert und dann ging es mit SANYA hinein ins "wahre Leben" auf den Hof. Und auch hier wieder: unser Plan ging auf. Einige kannten sie ja schon und den Rest vom Rudel interessierte es nicht allzu sehr. Die freuten sich mehr, daß die 2beinigen Chefs wieder da sind. Und sie kennen es ja, daß immer wieder neue Fellträger dazu kommen. Sie sind sozusagen "Kummer gewöhnt" und haben vor allem ein gesundes Sozialverhalten. Wir sagen: der / die ist neu und es ist für sie ok. Und dann ging es durch den Garten und SANYA ist wirklich ein Phänomen. Sie lernt unfaßbar schnell und zeigt viel vom Verhalten eines Schäferhundes. Sie hat auch die Augen und den federnden Gang von einem Schäferhund. Schaut immer, wo "ihr Mensch" ist und lernt Kommandos innerhalb weniger Minuten. Schaut sich auch vieles von Vila und Finchen ab. Abends dann wurde gefüttert und es kehrte danach Ruhe ein. Sie bekam vor dem Fernseher ihren Liegeplatz neben meinem Sofabett, wo früher der alte Noel immer gelegen hatte. Sie hat mich immer im Blick und der Platz ist trotzdem etwas "geschützt" für sie. Es war die einzige Zeit, wo ich ihr ein "schnelles Halsband umgelegt habe. Reine Sicherheit für sie. Ich konnte ja noch nicht abschätzen, ob sie nach "vorne geht", wenn jemand an ihrem Platz vorbei geht. Yildiz kam zurück und seitdem akzeptiert sie, daß SANYA bei uns ist. 

 

Kluge Prinzessin und kluge Sanya. Tja, so ging der erste Tag rum und die Nacht verlief absolut ruhig. SANYA nahm ihren Platz auf der Decke neben meinem Bett ein und bewegte sich nicht mehr. Sie ist immer da, wo ich auch bin.........................Morgen / Dienstag geht es in die Tierklinik zum Check und der Absprache, wie wir weiter behandeln. Und wenn Sanya dann komplett ausgeheilt ist, wird sie in ihr Zuhause gehen. Wer sie mal bekommt, bekommt ein kleines Hundejuwel. Absolut stubenrein. Perfekt an der Leine laufend, verträglich mit allen Hunden (auch wenn sie die nicht "braucht"). An Kinder war sie bereits in der Ukraine gewöhnt. Katzen weiß ich nicht - können wir auch nicht testen. Andere Tiere interessieren sie nicht - egal, ob Rehe (auf unserem Spaziergang im Feld) oder aufsteigende Vögel. Sie schaut nichtmal. Sie hat nur einen Blick für ihre Menschen. Sie ist nicht unbedingt ein Hund, in den man sich auf Fotos verliebt - man verliebt sich, wenn man sie sieht und ihr Wesen erlebt. Autofahren null Problem (Immerhin hat sie einen 30Stundenritt im Auto hinter sich). Sie ist in meinen Augen sogar der perfekte "Bürohund", denn während ich das schreibe, liegt sie neben mir im Büro und bewegt sich nicht. Wer Sanya kennenlernen möchte, für den ist das auch in Berlin möglich!
Sanya ist etwa Knie hoch, gewogen haben wir sie nicht, etwa 2-4 Jahre alt und kastriert.
Sie ist der perfekte "Anfängerhund" für Menschn, die ihr die Sicherheit geben, ich passe auf Dich auf. Andere Hunde braucht sie nicht - ich denke, ein souveräner Hundefreund wäre ihr aber schön.
Sanya wird selbstverständlich nur gegen Vorkontrolle, Schutzvertrag und Schutzgebühr abgegeben. 

Und nun sind wir gespannt, wie unsere "Pflege-Reise" mit Sanya weitergeht - Eure Jacqueline

 

1 Kommentar:

  1. Ach wie schön- das ist ja mal wieder eine so richtig typische "Jacqui-Geschichte"! Was für ein Glück für die kleine Seele, dass sie auf euch getroffen ist. Ganz ehrlich? Ich könnte wohl auch kaum "nein" sagen zu der Maus. Und ich stelle es mir furchtbar vor für jemanden, der fliehen muss, um die eigene Haut zu retten, und dafür seine felligen Freunde zurücklassen muss. An sowas darf ich ja gar nicht denken.....
    Ich bin mir sicher: Sanya wird ein richtig tolles Immer-Zuhause finden. Dafür werdet ihr schon sorgen (bist du denn ganz sicher, dass ihr sie wieder abgeben könnt?? 😉)
    Auf jeden Fall wünsche ich euch allen, 2- und 4Beinern, eine wunderbare Zeit; danke, dass ihr euch immer so sehr engagiert!
    Herzliche Grüsse!

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