Montag, 30. Januar 2023

manchmal fügt es sich zusammen oder "früher hat man repariert"!...........

ja, so ist das wirklich! Einer meiner absoluten Lieblingsstücke ist dieser kleine Hase aus Eisen. Jedes Jahr wieder freue ich mich, wenn ich ihn hervorhole und er dann irgendwo in der Dekoration sitzen darf. Die letzten Wochen hatte er noch auf dem Regal im Gästezimmer verbracht und drauf gewartet, an den richtigen Platz zu "hüpfen".

Heute mittag dann hatte ich mir einen Stapel antike französische Faience "vorgeknöpft". Es sollten Produktfotos entstehen. Einer der Schätze auf diesem Stapel war diese flache Schale. Auf den ersten Blick zwar wunderschön - aber erst im 2. Blick zeigte sie ihre "Geschichte"........ und dann war klar: SIE bleibt!

Ich weiß nicht haargenau, wie alt die Schale tatsächlich ist - wenn die Recherchen mich nicht völlig in die Irre geleitet haben, dann etwa 1700-1750 aus der Region Nevers oder Rouen. Zumindest habe ich ähnliche Malereien auf Faiencen aus dieser Zeit und aus diesen Regionen im Netz gefunden. Allerdings waren die schon weit detaillierter als auf meiner Schale, auf der ist das "Motiv" noch sehr verwaschen / blaß. Aber, ich bin auch kein Fachmann für antike Faiencen - mit müssen sie einfach gefallen! Falls es jemand noch besser weiß, freue ich mich über einen Tip!

Und was mir besonders "Herzchen" in die Augen treibt, sind die besonderen Reparaturen. Bisher kannte ich immer nur die Metallspangen aus dickem Draht. Wie man auf dem folgenden Foto sehr schön bei einem anderen Exemplar sehen kann. Dafür wurden kleine Löchlein gebohrt und dann paßtgenau gebogene Drähte gesetzt - eben Spangen.

 

Aber bei meiner Schale wurden erst Zinnblomben gesetzt und anschließen bekam der Rand der Schale einen Ring / eine Einfassung aus flachem Zinndraht angesetzt (wie man es sonst nur von den Bleiglasfenstern kennt). Ich finde das total faszinierend. Leider hab ich über die verschiedenen Reparatur-Techniken nichts im Netz aktuell gefunden (oder mit den falschen Schlagwörtern gesucht). Ich weiß nur, daß es früher ein eigenes Handwerk war, Geschirr zu reparieren.

Im alten Japan und China wurde gebrochenes Geschirr übrigens auch mit flüssigem Metall repariert bzw. wieder zusammengefügt und hatte dort dann eine ganz besondere Bedeutung.  Das ist bis heute ein anerkanntes Handwerk bzw. gilt dort als Kunst!

Da haben wir es wieder: früher wurde nicht einfach so weggeworfen, sondern alles, was ging, wurde repariert.

Ich für mich hab beschlossen, daß die Schale nun falsch herum aufgestellt ein schöner Podest für meinen alten Hasen ist. In meinen Augen passen beide Teile perfekt so zueinander!

Übrigens: Faience sagt man, wenn über einen "Tonscherben" eine sogenannte Zinnglasur, die große Ähnlichkeit mit Porzellan hat, gezogen wurde. Sie heißt so, weil dem Gemisch Zinn beigefügt wurde. Damit sieht dann der Teller, Schüssel oder Schale aus wie sehr dickes Porzellan. Was den Menschen damals sehr entgegen kam, die sich echtes Porzellan nicht leisten konnten - oder wo Alltagsgeschirr eben wertiger aussehen sollte, als es war. Mit einem Augenzwinkern gesagt: schon damals neigten die Menschen zu: mehr Schein als Sein............Natürlich verband sich der Ton mit der Zinnglasur nicht immer perfekt - darum haben diese ganz alten Faiencen oft auch Absplitterungen oder Risse im Überzug. Übrigens kommt die Technik der Faience ursprünglich aus dem Persischen Raum und dann über Spanien und Italien (Faenza) nach Europa . 

Und wenn man weiß, daß es sich um eine Zinnglasur handelt, könnte das auch eine Erkärung sein, warum die Schale mit Zinn gepariert wurde............

Da soll mal einer sagen, das Netz bildet nicht.................... Und ein kleiner "Spaß" am Rande ist das heute entstandene Bild / Collage aus einem alten Bilderrahmen, einem antiken Dokument um 1800 und einem Fetzen antiken Leinensacks mit dem Buchstaben D. für unseren Namen. 

Ich hoffe, Euch hat die kleine "Exkursion" in die Geschichte der Faience gefallen. Mir hat es wieder gezeigt: erst reparieren und wenn garnichts mehr geht, erst dann ab in die Tonne..............und wie so oft: repariertes hält ewig.......... Eure Jacqueline


4 Kommentare:

  1. Liebe Princessin,genau DAS sind die Dinge,die das Leben bereichern,"bunt" machen - wie schön,daß Du Dich daran erfreuen kannst und es UNS auf so liebevolle Art mit"teilst"- herzliche Grüße aus Norddeutschland

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  2. Meine Güte, Jacqui, was sich da alles an Geschichte und Handwerk, vor allem Achtsamkeit verbirgt! Hätte ich nicht gedacht. Und Du hast Recht - und vor allem ein Auge für ganz Besonderes mit dieser kleinen Prise Magie.
    Apropos Magie, Dein Bannerpost damals hat so einen Zeitzündereffekt bei mir ausgelöst ;)) Ich bin schon am zweiten, und bin vollendet angesteckt von Deinen Werken...
    Hier übrigens gibt es die "Scherbenklinik". Die reparieren auch genau dies alte Wunderbare auf professionelle Weise.
    Ganz lieben Drücker, Deine Méa

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  3. Ich wusste gar nicht, dass man Geschirr reparieren kann, liebe Jaqueline. Und dann gabs dafür sogar einen eigenen Beruf.
    Vielen Dank für diesen sehr informativen Artikel.
    LG von TAC

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  4. Geschichte und Handwerks-Geschichten;)

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