Ich glaube, der Posttitel paßt wirklich gut, denn um was es heute hier im Post geht, das wurde früher in ländlichen Gegenden tatsächlich im täglichen Leben in der Küche eingesetzt!:
der Quirl aus Tannenholz
Bereits im letzten Jahr fielen sie mir auf Insta auf verschiedenen Accounts auf, die "geschnitzten" Holzquirle aus den Spitzen der ausgedienten Tannenbäume.
In Österreich gibt es diese Tradition auch und dort heißt der Quirl dann "Sprudler" und diese "Tradition" gibt es vermutlich schon, so lange, wie die Menschheit alt ist. Früher war es ja normal, alles, was man "erntet", auch zu verarbeiten und zu nutzen. All das und auch das Wissen darum ging oft über die Zeit verloren. Klar, man geht in irgendeinen 1€-Laden, kauft einen Quirl und gut ist.........am billigsten geht es aus Plastik - möglichst noch schreiend bunt.................und wer ein wenig auf sein Geld achtet, kauft dann einen aus Metall und der hält natürlich auch ein Leben lang (so wie unserer!).
Nunja, ich schweife ab - die Idee vom Quirl saß im Kopf, nur der passende ausgediente Weihnachtsbaum fehlte - wir heben unseren komplett fürs nächste Jahr als "schidderige Dekoration im Laden dann auf. Also nichts mit "Spitze ernten"...........ABER, wir waren am 2. Januar-Wochenende in Berlin und dort stehen dann die alten ausgedienten Weihnachtsbäume am Straßenrand und warten drauf, daß die Stadtreinigung sie einsammelt. Also bin ich erstmal mit den Hundedamen gassi gegangen, um zu schauen, ob oder wo denn Bäume in unserer Straße abgelegt sind. Und kurz, bevor wir nach Hause gefahren sind, ging es zur nächsten Gassi-Runde (dachten die Hundedamen) und "Mama war mit Rosenschere bewaffnet"........... und kennt Ihr das?: Du siehst bei useligem Sonntagswetter nie einen Menschen auf der Straße, aber in solchen Momenten, da laufen Dir Menschenscharen über den Weg, stehen auf den Balkonen um zu rauchen und staunen nicht schlecht, wenn Du Dich an ausrangierten Weihnachtsbäumen mit der Gartenschere austobst........... nunja, 3 schöne Spitzen hab ich dann erbeutet und voller Stolz und gespannter Vorfrude mit nach Hause genommen. Der Held sagt zu sowas ja schon nichts mehr ..........Und am Montag ging es den Baumspitzen dann an den "Kragen"...............
Schaut man sich im Netz um, findet man bereits unzählige Anleitungen dazu, wie man solch einen Quirl herstellen kann. Die umständlichste Variante: Erst Nadeln und Rinde abpulen und sich dabei harzige Hände holen, dann eventuell aus- und in Form kochen und abschliessend etwas anschleifen.
Ich war dann eher für die "ich-mache-es-mir-leichter"-Variante und die geht so:
Zuerst überlegt man sich, welche Form später der Quirl haben soll - ob Quirl mit kurzen "Dornen" vorne oder eher die Schneebesen-Variante. Welche Länge soll der Stiel haben und welche Schneebesen-Variante soll es dann werden. Ich brauchte nicht lange wählen, ich hatte ja 3 Spitzen...............
Dafür hab ich in einem ovalen Kochtopf / Bräter Wasser erhitzt und bei den Baumspitzen, bei denen später die Äste gebogen sein sollten, sie schon entsprechend fixiert. Die Kochmethode hat die Vorteile:
Das klebrige Harz kocht aus, die Nadeln fallen fast von alleine nach dem Kochen ab und die Rinde kann man ganz leicht abschälen - ähnlich, wie man auch einen Apfel oder Mohrrübe schälen würde. UND, die Äste bekommen beim Kochen gleich die richtige Form und bleiben dann auch so nach dem erkalten!
Schon jetzt der erste Tip: je sauberer und enger am Stamm man die nicht benötigten Äste vorher wegschneidet, desto leichter läßt sich später die Rinde abschaben!
Ich hab meine Äste so geschätzte 10 min im sprudelnden Wasser gelassen. Danach dann die Schnur, mit denen ich die umgebogenen Äste fixiert hatte, aufgeschnitten und mit einem "Kartoffelmesser" die Rinde abgeschält.
Am schwierigsten fand ich, die Rinde in den "Ast-Achseln" zu entfernen, ohne gleich die Äste mit an- oder abzuschneiden. Da ist etwas Gefühl gefragt! Und, was auf dem Foto so "dekorativ" wirkt, war eine ziemliche Sauerei! Die Späne flogen wirklich überall rum!
Die Kochmethode hat den weiteren Vorteil: das Harz wird mit ausgekocht - so hat man beim Schälen keine harzigen Finger!
Noch ist das Holz nach dem Schälen etwas feucht - da bringt es noch nichts, das Holz zu schleifen oder zu polieren! Und je sauberer man arbeitet, desto weniger muß man später auch schleifen und polieren. Was mich ja mächtig gestört hat, war, daß das Holz extrem hell war. Ich wollte ja am liebsten gleich "Patina". So frisch und hell haben mich die Quirls ja eher an Vogelgerippe erinnert. Nun kann man das Holz ja nicht 3x durch den Schlamm ziehen, damit es Paatina bekommt......... - da fiel mir der Sud ein, den ich in Flaschen eingekocht hatte aus den Blättern und Schalen der Walnuß. Damit hatte ich ja vor 2 oder 3 Jahren antikes Leinen gefärbt - wer mag, kann das HIER in diesem Blo-Post nochmals nachlesen........ Der Held hatte schon manches Mal über die "rumstehenden Flaschen" in der Speisekammer geflucht - JETZT war ihre Zeit gekommen!
Also wurden vorher die Quirle nachmals auf ihre richtigen gewünschten Formen gebracht, wieder abgebunden und kamen in den kochenden Walnußsud. Ein paar Minuten im Walnuß-Sud gekocht und ZACK, hatten sie eine herrliche "gebrauchte Optik"!
Es wird auch empfohlen, das Holz noch mit Leinöl einzureiben - das hatten wir leider nicht auf Vorrat - das kommt dann später noch drauf. So bleibt das Holz dann geschmeidiger.
Jetzt wurden sie vom Draht befreit und auf ihre engültigen Längen geschnitten und bekamen im Griff ein Loch, durch das dann ein Draht zum Aufhängen gezogen wurde - fertig sind Quirle, die wirken wie aus Urgroßmutters Zeit.
Nun war der Sud ja immer noch da - zum wegwerfen VIEL ZU SCHADE! Vor einigen Wochen schon hatte ich antikes Leinenband mit Kaffee gefärbt - das ergab herrliche "tea-creamy-Töne" - jetzt wollte ich für das Leinenband eben den restlichen bereits kochenden Walnußsud verwenden ............
Immer 20 m abgeschnitten kamen sie für etwa 10 min in den Sud zum kochen..............dann ausspülen und schließlich trocknen................später dann wurden sie aufgerollt zu sogen. "Leinenbällen" - eine herrliche Leinenfärbung ist entstanden!
Auf den Fotos kann man gut den Unterschied links mit Kaffee gefärbt und rechts mit Walnuß gefärbt erkennen.
Ich finde diese Leinenbälle ja unglaublich dekorativ
und man kann natürlich das Band noch verarbeiten!
Natürlich kann man auch mit den Quirlen in der Küche arbeiten! - erstmal hängen sie jetzt aber hier in der Deko.
Über eines hatte ich mich ja in den letzten Tagen auch sehr gefreut:
Immer wieder hab ich versucht, Kalebassenkürbisse zu trocknen - nie ist es mir gelungen. Sie verfaulten einfach. Diesen Herbst hatte ich einen auf einem Tisch im Garten vergesen und DER, der ist dann völlig ohne zutun ganz herrlich eingetrocknet.
ja, das war es mal wieder - vielleicht hab ich ja die eine oder andere von Euch animiert, Euch auch mal solch einen Quirl zu basteln!? Sie sind wirklich eine Zierde in der Küche!
Ich wünsche Euch viel Freude und gutes Gelingen bei allem, was Ihr Euch vorgenommen habt - Eure Jacqueline
einen haufen arbeit und ressourcen für staub&wrasenfänger für die küche? nein danke :-D
AntwortenLöscheninteressanter finde ich da schon die färberei mit tee oder walnussschalen.....
xx
das verstehe ich grad nicht - was ist daran Resourcen verschwenden? - ch habe die Quirle per Hand gearbeitet. Die Bäume sind bereits entsorgt (und waren nicht unsere!) und bekommen ein "2.Leben" als Quirl. Man könnte es auch ohne kochendes Wasser hinbekommen, dann ist es nur mühsamer oder man kocht sie, wenn man ohnehin Nudeln kocht und verwendet das Nudelwasser dann noch zum kochen, was ja eh schon heiß ist. Und wenn man es dann noch völlig "resourcenschonend" machen möchte, verwendet man das Wasser danach abgekühlt, um seine Blumen / Pflanzen zu düngen! - so hab ich es übrigens gemacht. Nur, daß ich kein Nudelwasser sondern Leitungswasser (3 Liter) verwendet habe. Wrasenfänger? - das kann man sehen wie man möchte. Wie oben geschrieben, kann man die Quirls durchaus in der Küche verwenden und somit auf neue aus Plastik oder Metall verzichten, wenn man denn an die Resourcen wieder denkt. Und last but least auch Färben "verschwendet" Resourcen - aber irgendeinen "Tod" wird man wohl sterben müssen, wenn man nicht nur mit Stuhl, Bett und Tisch leben möchte............................
LöschenEine schöne Idee- und mit Sicherheit auch praktikabel. Mein Favorit ist der Quirl mit dem "Sternchen" vornedran! Die mit den langen Armen sehen zwar hübsch aus, ich frage mich aber, ob die dann nicht doch recht schnell abbrechen, wenn das zu verrührende Lebensmittel etwas zähflüssiger ist. Erst recht, wenn das Holz so richtig durchgetrocknet ist. Vielleicht kann man es aber tatsächlich elastisch halten, wenn man es mit Leinöl (Olivenöl ginge sicher auch!) behandelt. Egal- auf jeden Fall dienen die Tannbäumchen so noch einem schönen Zweck, bevor sie endgültig geschreddert werden.
AntwortenLöschenSelber hab ich auch schon Stoff mit Kaffee gefärbt. Der Ton, welchen die Nüsse erzeugen, ist aber wirklich sehr attraktiv.
Einen gemütlichen Sonntag dir (hier sorgt eine ordentliche Bise für Eiseskälte und Schneesturm!), herzliche Grüsse!
die sind auch mit den zarten Stilen noch erstaunlich stabil und ja, das Öl bringt nochmals Elastizität. Aber ich persönlich finde auch den ganz simplen am schönsten. Bei der Walnuß bringen tatsächlich die braunen Blätter zum Sud gekocht die farblich schönsten / intensivsten Ergebnisse. Laß bloß die Kälte bei Euch - hier ist es auch fies naßkalt mit ganz wenig Schnee seit heute - auch wenn es zum Winter dazugehört...........
LöschenLiebe Princessin,ich denke auch: man kann es mit der "Korrektheit" auch übertreiben. Du hast ein altes Modell der 'Nach/Weiternutzung' ausprobiert,es hat Dir Freude bereitet. Vielleicht wird es aufgegriffen und man macht ein Projekt mit Kindern/Enkelkindern daraus. Bleib' bitte weiter erfinderisch,laß' und daran teilhaben mit schönen Bildern: ich freue mich,herzliche Grüße aus Norddeutschland!
AntwortenLöschenDas freut mich, daß Du das auch so siehst! Ich habe überhaupt in letzter Zeit bemerkt (auf alles "sozialen Kanälen" (was in sich ja eigentlich schon ein Widerspruch ist)), da wird teilweise gemosert, nur um zu mosern..........Das macht schon traurig, weil man an sich kaum noch was posten kann, ohne daß irgend jemand " um die Ecke kommt".
LöschenDas ist auch mein Eindruck!
LöschenOooops...wo ist jetzt mein Kommentar hin?? 😕
AntwortenLöschenalles gut - ich muß Kommentare freischalten - sonst kommen da so ulkige Spam-Kommentare..............und die will ich nicht auf meinem Blog!
LöschenHab ich mir dann auch gedacht..... Schönen Abend!
Löschenalles gut - ich muß Kommentare freischalten - sonst kommen da so ulkige Spam-Kommentare..............und die will ich nicht auf meinem Blog!
AntwortenLöschenDieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenHallo, die Idee das man den Quirl vom Tannenbaum nutzen kann ist toll. Darauf wäre ich nicht gekommen. Auch schön einfach als Dekoration.
AntwortenLöschenFrüher wurde alles genutzt.
Liebe Grüsse, Doris
was für eine wunderbare Idee, und wie genau du alles beschrieben hast. Ich werde es mir speichern, und es das nächste Jahr vielleicht nachmachen. .Wünsche dir noch einen schönen Tag, und vielen Dank für deine Bilder und Beiträge , freu mich immer drüber !! herzliche Grüsse, Johanna
AntwortenLöschenLiebe Jacqui, da bin ich baff. Auf was man alles kommt, bzw. früher gekommen ist! Phänomenal, was die Menschen früher alles genutzt haben.
AntwortenLöschenZum Thema Nachhaltigkeit gehört eben auch, dass wir diese Sichtweise wieder ein wenig einnehmen, aus was man alles was machen kann. Und wenn es aus alten Baumspitzen ist. Zudem ist es für den Planeten und die Kunst gut, wenn wir uns auf diese Weise "austoben" und nicht wie so manche "shoppen" gehen. Es erdet und lässt fliegen zugleich, solche Projektchen anzugehen.
Das mit den Bändern ist so ganz meins, solche Knäuele warten verheißungsvoll... Bei mir wären sie RATZFATZ zu kleinen Läufern verarbeitet, da ist kein Bänderknäuel vor mir sicher!
Ich weiß nicht warum, aber im Bad haben wir SOLCH eine Abnutzung von Läufern, das ist schon nicht mehr feierlich!!!
Hab es gemütlich, freudig und stärkend in dieser oft so kräftezehrenden Zeit, alles Liebe von der Méa
Nice post thank you Will
AntwortenLöschen