Freitag, 18. September 2020

Es muss (nicht) immer perfekt sein..............

Ich denke, das ist ein schöner bzw. passender Artikel für einen Blog.

Überhaupt: Was ist perfekt? Was ist ein perfekter Tag? Was ist ein perfektes Leben? Was ist das perfekte Essen? Gibt es das überhaupt?

Ich denke, die Frage kan man mit einem klaren jaein beantworten!

Heutzutage denke ich, perfekt ist etwas, wenn man sich selbst wohl fühlt, wenn das Leben, das man lebt, in "vernünftigen Bahnen" verläuft. Ja natürlich auch, wenn man "alles hat", was man so braucht. Natürlich gehört da Gesundheit dazu - wie schnell merken wir: hej, das ist alles nicht so normal, wie wir immer glauben. Da ändert sich ein Leben von der einen auf die andere Sekunde. Ich selbst bin im Moment ziemlich angeschlagen. Hab ich vorher das "perfekte Leben" gehabt? Ich denke schon, es hat sich ja für mich richtig angefühlt. Na klar, hab ich mehr gearbeitet, als mir gutgetan hätte. Aber es fühlte sich richtig an. Also war es perfekt, wie es war. Aktuell krieg ich grad eine Grippe nicht so wirklich los. Und da schrieb jemand auf FB, dass sie seit Jahren viehische Schmerzen hat und sich neu einstellen lassen muss. DAS ist schlimm! Und trotzdem klingt die Frau in jedem Kommentar positiv. Scheint sich nicht unterkriegen zu lassen. Da ist eine treue Grippe wohl eher Jammern auf hohem Niveau.

Klar, zum "perfekten Leben" gehört auch, wenn man genügend Geld hat. Aber ganz schnell merkt man doch auch: es ist "nie genug". Mit dem Geld steigen die Ansprüche - verschieben sich auch Perspektiven. Und wenn man nicht komplett abgestumpft irgendwann wird, dann sagt man sich doch auch: Freu Dich mal an dem was Du hast. Und nein, ich rede nicht wie der Blinde von der Farbe - ich bin auch nicht mit einem goldenen Löffel geboren. Und kenne wohl alle "Facetten" - von NICHTS und nicht wissen, wie geht der nächste Tag bis: hey, das gefällt mir, das will ich und kauf ich mir. Doch irgendwann kommt da auch die Frage auf: Wieviel brauche ich für das "perfekte Leben". Auf diese Frage gibt es aber wohl keine "perfekte Antwort". Jedenfalls keine allgemein gültige. Die kann jeder nur für sich selbst beantworten. 


Genauso ist es doch mit "weltlichen Gütern": Der Nachbar hat das dickere Auto, das größere Haus, die schönere Frau, die perfekteren Kinder. In den sozialen Medien sieht man: boah, der Garten ist perfekt, die Einrichtung will ich auch, usw.. Alles wirkt perfekt. Niemand sieht, wie sieht es neben dem Foto aus. Fliegen da vielleicht auch die Staubflusen wie hier? Da kann jemand stricken wie ein junger Gott, aber wie schaut es im inneren aus. Ist es ein Mensch, der nichts anderes als sein Hobby vielleicht hat, weil alles andere drumherum eben nicht perfekt ist? Sie vielleicht schwer krank ist und das Stricken dann ihre einzige Abwechslung ist. 

Und wenn man sich nicht wohl mit seinem (ansonsten gesunden) Leben fühlt? Dann denke ich, läuft was schief. Dann muss man es ändern. Irgendwie. Muss nach Lösungen suchen. Meist geht es nicht von einem Tag auf den anderen. Ich für mich hab gemerkt: oft hilft es schon, sich Ziele zu setzen. Zu sagen: in dem Zeitraum muss sich was ändern. DA will ich hin. Alleine das nimmt oft schon den Druck aus dem Kessel. Das Leben wird dadurch nicht sofort perfekt, aber es fühlt sich richtig an. 

Oft schau ich mir unsere Fellträger an - sie hatten wahrlich früher nicht das perfekte Leben. Und heute: schaut man sie an, wirken sie, als wäre sie mit ihrem Leben sehr im reinen. Sie wirken zufrieden mit dem, was sie jetzt haben. Sie leben im hier und jetzt.

Genauso ist es doch mit dem Essen! WAS ist das perfekte Essen? Früher war das perfekte Essen für mich: ich gehe in den Supermarkt und kaufe, wonach mir grad ist (und der Geldbeutel reicht). Und das höchste Ziel was die Gourmet-Etage des berühmtesten Kaufhauses von Berlin. Da gab es nichts, was es nicht gab. Und wenn es gekackte Kaffeebohnen aus fernen Ländern waren, deren Lage ich nichtmal auf dem Globus finden konnte. Da hat man sich keinen Kopf gemacht, wo kam das her, wie ist das gewachsen, was kostet es wirklich. Also nicht nur Geld sondern auch Resourcen. Ich glaube, das Wort war damals noch nicht mal erfunden. Aber ging es einem da besser? Ich weiß es nicht. Heute würde ich sagen: anders und man hatte weniger ein schlechtes Gewissen. 

Beim Essen, da rede ich von mir selbst als junge Frau - damals hab ich es zwar genossen, die selbstgemachte Marmelade von Oma zu bekommen, das eingeweckte Obst in den Gläsern dann zum Nachtisch zu geniessen. Aber ich wäre niemals auf die Idee gekommen, das selbst auch so zu machen.

Und heute?: Heute geniesse ich es, einen Teil unseres Bedarfes selbst decken zu können. Marmelade zu kochen, so manche Zucchini aus dem Garten zu ernten. Die Kräuter dann zu schneiden, wenn ich sie brauche. Mir den Salbei für den Winter zu trocknen usw. 

Da interessiert es mich auch nicht, wenn die Gurke krumm ist. Nein, es sind keine perfekten Gurken wie die rechte Gurke aus dem Supermarkt. Aber sie schmecken perfekt. Wer einmal eine selbst ohne Chemie gezogene Gurke gegessen hat, der merkt ganz schnell, dass Gurken einen eigenen Geschmack haben - man glaubt es kaum! Und wird nie wieder eine aus dem Supermarkt essen wollen. 

Und genauso ist es mit allem anderen auch - in diesem Jahr hat es tatsächlich das erste Mal geklappt, dass die Zwiebeln bei uns was geworden sind. Und so wurden sie ganz alterhergebracht nach der Ernte dann gebündelt und zum trocknen aufgehängt. 

Vor Jahren hatte ich schonmal versucht, bei uns Kartoffeln zu ziehen und bin damals kläglich gescheitert. Dabei behauptet ja jeder: Kartoffeln sind das einfachste der Welt. Ab in die Erde, dann wird das schon............ - na denkste..................... einen Teil hat der Kartoffelkäfer geholt gehabt, den REst hab ich dann nicht mehr wiedergefunden. Mein Kartoffelelan hatte sich damit dann auch erschöpft.

Im diesem Frühjahr aber hatten wir eine Menge Kartoffeln, die zum essen nicht mehr so lecker waren. Wir hatten einfach zuviel gekauft und zuwenig davon gegessen. Sie kamen dann kurzerhand in die Erde. Eine Mitarbeiterin damals meinte noch: na, das kann nichts werden - das sind doch keine Saatkartoffeln. Ich hab es trotzdem probiert! - und siehe da:

Naja, es sind viele ganz kleine Murmeln dabei - die ein Bauer dann wohl auf dem Feld lassen würde. Aber, wenn ich mir schon die Arbeit mache, sie einzusetzen und zu wässern, dann wird auch alles aus der Erde geholt. Sie sind beileibe nicht perfekt geworden - auch an der Ernte muss noch gefeilt werden, da ich einige beim Ausheben trotzdem gespalten hab. Die kleinsten haben wir dann am gleichen Abend noch verputzt - unglaublich, dieser intensive Geschmack! Und wie heißt es dann so schön: der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln? Naja, dann brauch ich mir ja keine Sorgen zu machen................ die leckersten waren bzw. sind es auf jeden Fall - also für uns nun die perfekten Kartoffeln!

 

Und genauso ist es dieses Jahr mit der Pflaumenernte. Der Baum hing übervoll - aber wie das so oft ist: die süßesten Früchte hängen da, wo niemand rankommt. Da nutzt dann auch die höchste Leiter nichts. Unsere Bäume sind schon steinalt. Morsch, haben verschrumpelte Stämme. So mancher Ast hat die vergangenen Stürme hier nicht überlebt und trotzdem treiben die Bäume wieder aus. Und bevor nun der nächste Herbststurm diese hohen Äste abknickt, wurde zumindest mal einer kurzerhand abgesägt. In der Hoffnung, dass dann im nächsten Jahr der Baum im unteren Bereich wieder fleissig nachtreibt. 

 

Na, das kann ich Euch sagen: DAS war für mich ja die perfekte Ernte - die Pflaumen einfach vom abgesägten Ast zu ernten!

 

Und die FEllträger haben dann die "Nachernte" übernommen. wir staunen hier ja immer wieder, wie gerne sie die reifenFrüchte fressen. Ob nun die Kirschen im Sommer oder die reifen Äpfel, Birnen und Pflaumen im Herbst. Und wer mir nochmals sagt, Obst wäre die perfekte Diät: Gesund ist es auf jeden Fall, aber es macht auch mopsig! Zumindest die Fellträger zeigen wie jedes Jahr im Herbst teilweise stattliche Rundungen vom vielen Obst!

 

Übrigens: dieses Foto ist NICHT gestellt. Ich hab für die Ernte die alten Leineneimer für mich entdeckt! Vorher waren sie für mich nur eine tolle Deko. Mehr aus Jux hatte ich es jetzt mit dem Leineneimer ausprobiert. Aber was früher funktioniert hat, dass sie für alles mögliche verwendet wurden von Pferde tränken bis Feuer löschen, das musste doch auch heute funktionieren. Und ja, an der Leiter hatten sie die perfekte Position, dass ich die Pflaumen da einfach reinwerfen konnte. Und wäre er schmutzig geworden, dann ab in die Waschmaschine..........

 

Ja, aus der Pflaumenernte haben

 

wir den für uns perfekten Nachmittag gemacht. 

 

Erst wurden die Pflaumen entkernt...........

 

 

und anschliessend haben wir es uns bei Wein und Käse bei einem Gartenpicknick gutgehen lassen. 

 

Um uns rum die Fellträger, tolles Wetter - ein für uns perfekter Abend!

Natürlich, am nächsten Morgen mussten dann die Pflaumen verarbeitet werden. Früher hab ich sie ja erst gekocht und danach durch ein Sieb passiert. Die Schalen blieben dann im Sieb und kamen auf den Kompost. So schade drum - sitzen doch grad auch in den Schalen so viele Nährstoffe. 

(Und, auch wenn nicht alle Pflaumen die perfekte Form haben - der Geschmack ist intensiv und in der Marmelade später auch völlig unerheblich, welche Form sie vorher hatten.)


Aber so hatte das meine Oma schon gemacht - ich kannte es nicht anders. Dann fiel mir ein: die Erdbeeren zerkleinere ich doch auch mit dem Pürierstab. ich mag doch keine Stücke in der Marmelade............ Und so hab ich das jetzt auch für die Pflaumenmarmelade ausprobiert ........... und bin begeistert!

Zum einen hat die Marmelade jetzt nicht die Farbe von "Damenstrumpf" UND sie schmeckt wesentlich intensiver. Ich würde für meinen Geschmack sagen: die perfekte Pflaumenmarmelade!

Das war es mal wieder - kein perfekter Post, denn ich muss mich erstmal in die neue Bloggerversion einfuchsen. Muss man ja auch nicht verstehen, dass ein System, das bisher zumindest in meinen Augen in den vergangenen Jahren perfekt funktioniert hat, nun umgestellt wird. 

Wirklich große Neuerungen in der Funktionen gibt es nicht - dafür aber neue Masken und ein Post dauert wesentlich länger, usw. ............... aber vielleicht bin ich ja auch altmodisch: never change a running system. 

Genießt alle den herrlichen Herbst - Eure Jacqueline





5 Kommentare:

  1. ich war ja mal perfektionist. alles musste (in meinen augen) perfekt sein, hab gemacht und getan. bis ich total erschöpft war. dann hab ich festgestellt - mein "gut" reicht allemal :-D
    und sieheda - manchmal stellen sich ganz von selbst *perfekte momente* ein!
    eure ernten sind grossartig und wunderbar! gratulation!
    xxx

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  2. Liebe Jacqueline, so ein gelungener Blog-Post, perfekt zu lesen und zu genießen, herrlich. Ich wünsche euch einen perfekten Spätsommer und Vorherbst.
    Liebe sonnige Grüße Tine

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  3. In Deinem Bericht spiegeln sich die Gedanken des Älterwerdens; Maßstäbe verschieben sich ,Bewußtwerdungsprozesse. Das ist spannend,und wohl bei jedem Menschen verschieden. Die "Ausgangslagen" sind unterschiedlich,doch mit zunehmender "Reife" tauchen Irritationen auf: was macht eigentlich das Leben aus? Und dazu muß JEDER die eigene Antwort finden... - Und zum "Perfektionismus" gib es einen Ausspruch eines Videokünstlers (Nam June Paik) :Wenn zu perfekt,liebe Gott böse...." Also... - Liebe sommerliche Grüße aus Norddeutschland gen Osten

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  4. Wie wahr, wie wahr! Ich glaube auch, dass man ein "gewisses" 😉 Alter erreichen muss um die Gelassenheit zu erlangen, dem Perfektionismus die kalte Schulter zu zeigen. Und zu erkennen, dass ganz oft gerade im vermeintlich Unperfekten die wahren Werte zu finden sind. Und im Einfachen. Seitdem ich das verinnerlicht habe, ist mein Leben um Etliches angenehmer, entspannter und noch viel wertvoller geworden!
    Dazu tragen natürlich auch die Pfötchen und die Dicken eine gewaltige Portion mit bei. Und die Natur sowieso.
    Lass Tiere in dein Leben, kümmere dich um die Natur- das könnte mein Wahlspruch sein!
    Deine Ernte ist ein Traum, die Farbe der Konfiture einfach herrlich- und hej, wer braucht schon Gurken nach Euronorm??
    Einen wunderschönen Sonntag dir, herzhafte Krauler an die ganze Bande und ganz herzliche Grüsse!

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  5. Liebe Jacqui, eine einmalige (und in diesem Sinne unvergleichliche) Ernte. Wie die Natur das doch immer wieder neu erschafft - von wegen, jedes Jahr das Gleiche, gell? Ähnlich, sich in Gewissem wiederholend... Doch was für eine immerwährende Kreativität, die sich uns da zeigt.
    Und was für ein großartiger Post! Deine Gedanken über diese Aspekte des "perfekten" Lebens, dann der Schwenk zu den Hundlis, die das "savoir vivre" meist so viel besser als wir beherrschen. Großartig.
    Eigene Marmelade machen, (das mit dem "Farbe Damenstrumpf" hat mich übrigens beinahe umgebracht, so hab ich gelacht), wenn das kein Luxus ist! Ein eigener Garten, bei all der Arbeit, da pfeift man doch auf ein Luxushotel - noch dazu, bei einem solchen Picknick! Lebenskunst ist das. Hach, und erst die stressige Anreise und Abreise, das aufwändige Packen samt Reisefieber, über das alle sonst so jammern... Hihi. Nicht für euch. Vor der EIGENEN Türe, einfach die paar Schritte und raus ins große Glück! Und wenn´s nicht mehr genehm ist, pfft, dann wieder rein ins vertraute und geliebte Zuhause, genau eingerichtet für die eigenen Bedürfnisse. So richtig - mal abgesehen vom sogenannt ökologischen Fußabdruck.
    Ach, es war einmal mehr wundervoll bei Dir, meine Liebe, Deine Worte haben mir sehr zu Denken gegeben und mir Kraft geschenkt. Ganz liebe Grüße von Deiner Méa

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